Der Leidende

 
Ein Vierer zieht auf siebter Bahn.
Der Abschlag ist bereits getan.

Schon früh am Morgen kurz nach acht,
was präsenile Bettflucht macht.

Man redet kaum so früh am Tage,
man überprüft des Balles Lage.

Man läßt zum Grün das Auge schweifen,
um dann den Schläger zu ergreifen,

der, wenn man ihn nur richtig schwingt,
den Ball dicht an die Fahne bringt.

Nur muß auch alles gut gemacht sein:
die Wahl des Schlägers wohl bedacht sein.

Der Schwung soll rund sein, ohne Hast,
den Griff des Schlägers fest gefaßt.

Wenn man den Kopf zu früh erhebt,
hat man schon Schreckliches erlebt.

Auch wenn man an den Wind nicht denkt,
dann wird der Ball ganz falsch gelenkt.
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 Es ist auch schon mal vorgekommen,
daß man 'nen falschen Ball genommen.

Die Fehlerquote ist unendlich,
und für den Laien unverständlich.

Solch Fehler hat ein Herr gemacht,
man ist inzwischen auf Bahn acht.

Und da ihm bisher nichts gelang,
glaubt er nun, er sei heute krank.

Man hört ihn leise sprechend klagen:
Beschwerden mache ihm sein Magen,

auch hätt' ihn um den Schlaf gebracht
der Hunde Bellen, in der Nacht.

Es sei auch nicht ganz ausgeschlossen,
daß er ein Glas zuviel genossen.

Und dann, das Zipperlein am Zeh,
das tut ihm schon seit Tagen weh!

Man spielt das zwölfte Grün nun an -
noch immer jammert unser Mann!

Die andren können's schwer ertragen,
doch alle scheu'n sich was zu sagen.

Da plötzlich ist die Qual vorbei,
er spielt ein Birdie auf par drei!
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 Von nun an spielt er nur noch Gutes
und zeigt sich wieder frohen Mutes.

Und auf der letzten Bahn, der langen,
hat er ein par noch eingefangen!

Im Clubhaus wird der Fall verhandelt,
wie schnell ein kranker Mensch sich wandelt.

Und einer hebt sein Glas: "Ihr Leute,
was wir erlebten hier und heute,

wir sollten mit dem Herrn nicht schelten!
Solch' Wunderheilung sieht man selten!"



El Paraiso



März 1989